Oberpfalz-Medien 28.03.2019 – von Anke Schäfer

Statt sich dem gängigen Kanon konzertanter Passions-Umsetzungen anzuschließen, sucht der Amberger Oratorienchor auch in diesem Jahr wieder die Herausforderungen einer Rarität.

Immer auf der Suche nach dem Besonderen: Der Amberger Oratorienchor und das Amberger Sinfonieorchester.

Immer auf der Suche nach dem Besonderen: Der Amberger Oratorienchor und das Amberger Sinfonieorchester.

 

 

Bild: Amberger Oratorienchor

Amberg. Auf dem Programm des traditonellen Karfreitagskonzerts (19. April) im Amberger Congress Centrum (ACC) steht diesmal Georg Philipp Telemanns „Matthäus-Passion“ für Soli, Chor und Orchester. Die Kulturredaktion hat bei Dirigent und künstlerischem Leiter Thomas Appel nachgefragt:

Oberpfalz-Medien-Kulturredaktion: Herr Appel, Karfreitag und geistliche Musik – wie lange hat das schon Tradition beim Amberger Oratorienchor?

Thomas Appel : Im Prinzip seit ich den Chor übernommen habe, also seit dem Jahr 1995. Diese Tradition hat dabei einen ganz pragmatischen Hintergrund: Der Name Oratorienchor steht ja für ein ganz bestimmtes Genre innerhalb der Musikgattungen, dem Oratorium. Die meisten Vertonungen dazu haben die Komponisten in den letzten Jahrhunderten zum Thema Passion bzw. Requiem geschrieben. Offensichtlich hat die Menschen der Gedanke an die Vergänglichkeit und Endlichkeit schon immer intensiv beschäftigt. Deshalb ist es naheliegend, so einen Feiertag mit einen Konzert zu würdigen, was ja auch vielerorts praktiziert wird.

Ihr Programm zeichnet sich auch in diesem Jahr durch eine besondere Auswahl aus: Statt der beliebten Matthäus-Passion von Johann Sebastian Bach haben Sie sich für die selten aufgeführte Vertonung von Georg Philipp Telemann entschieden. Was hat Sie auf dieses Werk gebracht?

Die Suche nach einer sinnvollen Alternative zu den etablierten Werken. In vielen Konzertprogrammen wird vor allem auf die weithin bekannten und großartigen Werke namhafter Komponisten gegriffen. Das tun wir natürlich auch, denn diese hervorragenden Titel haben ja zu Recht ihren Stellenwert. Aber wenn man nur einen Blick abseits dieser „Highlights“ wirft, tun sich wahre Schätze in der Musikliteratur auf. Die Matthäus-Passion von Telemann ist so ein wundervoller Schatz, der gehört werden will. Ein musikinteressiertes Publikum möchte doch sicher auch hin und wieder ein unbekanntes großartiges Werk hören und mit neuen Eindrücken den Konzertsaal verlassen.

Wo liegen dabei die besonderen Höhepunkt und Schwierigkeiten für Chor und Orchester?

Ein besonderes Merkmal dieses außergewöhnlichen Meisterwerks ist sicherlich die Inklusion der beteiligten Mitwirkenden. Telemann hat hier eine sehr dramaturgisch dichte Erzählung geschrieben, die einen sehr schnellen Wechsel der Akteure beinhaltet. Der Chor zum Beispiel wird sehr oft durch kleine Passagen in das Geschehen mit einbezogen, quasi wie ein kurzer Kommentar oder eine Aussage aus dem Volk heraus.
Diese ständigen Wechsel zwischen den Ausführenden bedeuten natürlich eine hohe Anforderung an die Konzentration aller Beteiligten. Dazu kommen eine Vielzahl von Takt- und Tempoänderungen. Alles zusammen führt zu einer sehr spannenden Erzählung für den Zuhörer und zu einer großen Herausforderung für die Akteure auf der Bühne.

Wie lange feilt ein Amateur-Ensemble wie der Amberger Oratorienchor im Vorfeld an diesen anspruchsvollen Aufgaben?

Dazu muss man voranstellen, dass Telemann selbst für seine Arbeit in Hamburg Berufsmusiker für alle Ensemblegruppierungen zur Verfügung hatte. Für den „AO“ bedeutet so ein Werk (wie eigentlich alle großen, abendfüllenden Konzerte der Gattung) eine hervorragende Aufgabe, für die auch entsprechend konsequente Vorbereitung notwendig ist. 5 – 6 Monate intensive Arbeit sind für ein solches Projekt schon unbedingt erforderlich, um ein musikalisches Niveau zu erreichen, das diese Passion zu einem wunderbaren Gesamtwerk werden lässt.

Noch ein Wort zu den Solisten der Aufführung: Was zeichnet Katharina Heiligtag, Philipp Fischer, Victor Schiering und Thomas Dobmeier besonders aus?

Durch die Wechselwirkung innerhalb des Geschehens ist es grundsätzlich wichtig, dass alle Solisten stimmlich zueinander passen, sich aber charakterlich auch unterscheiden, um die entsprechenden Personen bzw. Rollen darzustellen.
Für diese Aufgabe sind sie hervorragend prädestiniert. Außerdem natürlich auch durch die Bereitschaft, ein unbekanntes Werk mit der notwendigen Probenarbeit zu einem Erlebnis werden zu lassen. Dies führt letztlich zu einer sehr schönen und angenehmen Zusammenarbeit.

 

Service

Das Konzert mit dem Amberger Oratorienchor und dem Amberger Sinfonieorchester findet am Karfreitag, 19. April um 19 Uhr im Amberger Congress Centrum statt. Karten (auch Familienkarten) im Vorverkauf bei der Tourist-Information Amberg, Hallplatz 2, Tel. 09621/101233 oder an der Abendkasse.