Amberger Zeitung am 01.01.2019

von Johann Frischholz

Das „Amberger Sinfonieorchester“ hat an Silvester sein 20-jähriges Bestehen gefeiert. Im Stadttheater Amberg gab es aus diesem Anlass ein besonders festliches Programm.

Zum 20. Gründungsjubiläum wollten das „Amberger Sinfonieorchester“ und sein Leiter Thomas Appel ein besonderes Programm auf die Bühne bringen. Das ist ihnen bestens gelungen – sowohl von der Auswahl der Werke her, von ihrer Anordnung im Gesamtkonzept und natürlich von der höchst ambitionierten Darbietung.

Wie die Glieder einer Schmuckkette reihten sich die einzelnen Stücke aneinander und boten ein Panorama von der Mannheimer Schule über die Wiener Klassik und romantische Ausflüge nach Großbritannien und Russland bis hin zur klassischen Moderne eines Dimitri Schostakowitsch, dessen Ouvertüre „Festiva“ aus dem Jahr 1954 die Musikerinnen und Musiker trotz teilweise halsbrecherischer Tempi mit Bravour meisterten.

Das Medaillon an der Halskette bildete zweifellos Ludwig August Lebruns erstes Konzert für Oboe und Orchester in d-Moll. Das dreisätzige Kleinod stammt von einem Komponisten, der zu Lebzeiten auch als Solist große Anerkennung fand, aber heute nicht mehr ganz so oft auf den Programmzetteln erscheint. Um so verdienstvoller ist es, dass Silke Augustinski, die seit neun Jahren beim „Amberger Sinfonieorchester“, zuletzt als 1. Oboistin, spielt, dieses Werk mit ihren Kollegen aufführte. Der mit Grazioso betitelte zweite Satz verdient hier eine besondere Erwähnung. Den Gehörorganen des Publikums schmeichelnd, ertönte das Soloinstrument in einem angenehmen und warmen Klang, der zum Träumen verführte. Die beiden schnellen Ecksätze nahm Silke Augustinski mit der gebotenen Verve und begeisterte damit die Zuhörer im Parkett und auf den Rängen.

Ein kleiner Wermutstropfen beeinträchtigte allerdings das ansonsten durch und durch begeisternde Konzert. Bei der Ouvertüre zu Wolfgang Amadeus Mozarts komischer Oper „Der Schauspieldirektor“ fehlte es den Musikern und Musikerinnen ein wenig an der Leichtigkeit, die ein typisches Charakteristikum der Melodien des Salzburger Meisters ist.

Recht aufwühlend, mitreißend und nicht zu überhören war die Ouvertüre 1812 von Peter Tschaikowsky, ein glorioses musikalisches Schlachtenbild, das den Triumph des russischen Militärs über die Grande Armee Napoleons feiert. Mit vollem Einsatz und sogar mit dem in der Originalpartitur vorgeschriebenen Kanonendonner und den Siegesglocken ließ dieses Meisterwerk der russischen Musik niemanden im Zuschauerraum kalt. Ebenso ging es mit dem ersten der beiden Pomp-&-Circumstance-Märsche des Briten Edward Elgar. Diese „inoffizielle Nationalhymne“ der Inselbewohner ist unter dem Titel „Land of Hope and Glory“ auch in Deutschland und im Rest der Welt ein bekanntes und stets geschätztes kleines Meisterwerk.

Aber ein so mitreißendes Konzert wie dieser Silvesterauftritt des „Amberger Sinfonieorchesters“ kann natürlich nicht ohne ein beziehungsweise mehrere Sahnehäubchen obenauf zu Ende gehen. Dirigent Appel hat dafür etwas besonderes ausgesucht, ein wenig von der reinen klassischen Musik entfernt. Mit Gänsehautfaktor und zur Begeisterung des Publikums hatte er eine Suite aus der Filmmusik zu „Fluch der Karibik“ von Oscar-Gewinner Hans Zimmer ausgewählt, bevor der obligatorische Radetzkymarsch auch noch den letzten in den Zuhörerreihen zum Mitklatschen brachte. Ein sichtlich zufriedener Thomas Appel blickte schließlich strahlend auf sein Amberger Publikum, das seinem Orchester über die Jahre hinweg die Treue gehalten hat und auch jetzt in der 20. Auflage nicht mit dem verdienten Applaus sparte.