Amberger Zeitung  –  16.10.2012

Oratorienchor mit großer Besetzung und kleinem Besucherinteresse im ACC
Abend mit Händel und Bach

Oratorienchor und Sinfonieorchester boten im ACC einen lebendigen und mitreißenden Musikabend. (Bild: Steinbacher)

Von Marieluise Scharf

Die Einladung des renommierten Amberger Oratorienchors und des Amberger Sinfonieorchesters am Sonntagabend zum Herbstkonzert ins ACC fand nicht den Zuspruch, den Händel, Bach und Ausführende verdient hätten. Im Mittelpunkt des Konzertabends stand unter der erfahrenen Leitung von Thomas Appel das Dettinger Te Deum von Händel (1685 – 1759). Die Kantate „Erschallet ihr Lieder“ von Bach ergänzte das Programm.

Als Solisten wirkten mit: Jutta Fries (Sopran) aus München, Kathrin Göring (Alt) aus Leipzig sowie Klaus Steppberger (Tenor) und Thomas Dobmeier (Bass). Sie haben bereits bei zahlreichen Konzerten gemeinsam mit dem Oratorienchor geglänzt.

Unter dem eingeblendeten Emblem „Amberger Oratorienchor“ baute sich der imposante Traditionschor auf. Vorne das Sinfonieorchester, die vier Solisten und auf dem Podest Thomas Appel. Die Bach’sche Kantate „Erschallet ihr Lieder“ hatte der Maestro reichlich meditativ angelegt, die Tempi wirkten eher wie ein ruhiger Fluss, und der Chor entfaltete anfangs bei Weitem nicht seine volle Strahlkraft.

Volles Temperament

Die Trompeten jubilierten jedoch glasklar, so voller Temperament, dass die Bass-Arie dabei beinahe verloren ging. Das Sopran/Alt-Duett „Komm lass mich nicht länger warten“, das behutsam von Cello und Orgel begleitet wurde, führte zum gelungenen Schlusschor. Wer Bach so mag, der war gut bedient, wer mehr Dynamik wünscht, hat diese sicherlich vermisst.

Ganz anders das Händel’sche Dettinger Te Deum. Fanfarenklänge von drei Trompeten und Pauke eröffneten das Werk. Es ist großräumig angelegt mit klanggewaltigen Chören und rauschender Bewegung im Orchester, aus dem immer wieder die Trompeten hervortreten.

Überbordende Fülle ständig neuer musikalischer Einfalle in kunstvoller Verarbeitung zeugt von der Genialität des Komponisten. Und Appel springt auf den Zug auf, lässt sich inspirieren, lässt üppig-prachtvollen Chorklang erblühen, feilt an virtuoser Mehrstimmigkeit, arbeitet zarte Feinheiten heraus und treibt Sänger wie Orchester zu Höchstleistung.

Anhaltende Hochspannung, lyrische Momente, ruhige Zuversicht und hoffnungsvolle Innerlichkeit – die Interpretation ist lebendig. Sie nimmt den Konzertbesucher mit, bleibt trotz aller Virtuosität entspannt und selbst die schnellsten und schwierigsten Passagen werden authentisch modelliert. Die einfühlsamen Solisten komplettieren diese Aufführung mit Elan auf hohem technischen Niveau.

Schlichte Schönheit

Schöner kann diese Festmusik, die zu Ehren König Georgs II. und dessen siegreicher Schlacht bei Dettingen am Main im Jahr 1743 komponiert wurde, nicht klingen. Die kurzen Solostellen sind von schlichter Schönheit und sehr ausdrucksvoll gesungen, der Chor erstrahlt in prächtigem Glanz, und das Orchester erzählt vom barocken Prunk von einst.

Der spirituelle, in der englischen Chortradition wurzelnde Geist von Händel’scher Chormusik wurde von allen Beteiligten engagiert und temperamentvoll dargeboten. Ein spannender, lebendiger und mitreißender Musikabend, der mit rauschendem Applaus belohnt wurde.