Amberger Zeitung  –  10.04.2012

Amberger Oratorienchor und Sinfonieorchester beeindrucken mit Franz von Suppès „Requiem“ im ACC

Das wenig aufgeführte "Requiem" von Franz von Suppè setzten am Karfreitag mehr als 100 Mitwirkende klangvoll im Amberger ACC um. Bild: Steinbacher

Von Marielouise Scharf

Amberg. Ein kurzer Blick ins Publikum im Amberger Congress Centrum, ein kleines, aufmunterndes Lächeln, dann greift er zum Taktstock und animiert Chor, Solisten und Orchester zu großem Tun. Der musikalische Leiter Thomas Appel, der Amberger Oratorienchor und das Amberger Sinfonieorchester haben sich Großes vorgenommen: Franz von Suppès „Requiem“ als Erstaufführung in Amberg.

Einmal nicht Bach oder Mozart, nicht Beethoven oder Schubert in der österlichen Zeit, nein auch der vornehmlich als Operettenkomponist bekannte Franz von Suppè hat geistliche Werke geschaffen. Allen voran das „Requiem – Missa pro defunctis“ – das mit gefühlvollen Melodien, schwungvollen Rhythmen und berührenden Chorsätzen und Arien beeindruckt. Komponiert hat es der Meister zum Gedächtnis an seinen Freund und Förderer Franz Pokorny, der 1850 verstarb. Dieses wenig aufgeführte Werk setzten am Karfreitagabend mehr als 100 Mitwirkende klangschön um.

Berührende Melodien

Tragik, Trauer, Tod – die unterschiedlichen Komponisten machen sich ihre ganz eigenen Gedanken und verwandeln sie ihrem Temperament und ihrer Virtuosität entsprechend in Musik. Franz von Suppè steht eine sehr gefühlsbunte Tonpalette zur Verfügung. Nicht nur schwer lastende Sorge und Angst, kräftig tobende Stürme der Emotionen oder tiefe Traurigkeit, sondern auch Wärme und Trost für eine hoffnungsvolle Zukunft nach dem Lebensende modelliert er in feinen, manchmal beinahe italienisch-opernhaft aufbereiteten Melodien. Und diese sprechen an, berühren direkt.

Appel vertraut auf diese Kraft. Er lässt dem Orchester einen elastischen Freiraum zur Entfaltung. Reine, klingende Freude steht neben straffem, technisch hochstehendem Musizieren. Präzise aus dem Fluss der Musik heraus entwickelt, füllen Bläser wie Streicher mit enormem Klang den gut besuchten großen ACC-Saal. Mit Gespür für Dramatik, für Leises und Lautes, lotet Appel mit seinen engagierten Musikern alle Nuancen aus.

Genauso gekonnt führt er auch seinen Chor. Gleichen einzelne, leider deutlich heraus zu hörende Männerstimmen beim „Confutatis“ noch eher einem Rohdiamanten, so glänzt und brilliert der Chor im überschäumenden „Sanktus“ mit funkelnder Leichtigkeit und ausdrucksstarker Homogenität, die sich bis zum „Libera me“ noch steigert.

Souveräne Solisten

Überzeugend, versiert und souverän auch die Solisten: Barbara Hölzls weich schwingende Interpretation der Alt-Arie „Lacrimosa“ geht zu Herzen. Die Klage um den „tränenvollsten aller Tage“ wird mit dem großen Amen des Chors feierlich beendet. Eingerahmt von drei fein aufeinander abgestimmten Soloposaunen bewältigt Thomas Dobmeier mit seinem facettenreichen Bass das „Tuba Mirum“ perfekt. Mit objektiver Souveränität vorgetragen, wunderbar inspiriert und überzeugend präsentieren sich die vier Solisten im A-capella Gesang, wenn Elaine Ortiz Arandes (Sopran) und Victor Schiering (Tenor) sich zu Alt und Bass gesellen und mit einstimmen in das innige Gebet „Benedictus“.

„Befreie mich Herr vom ewigen Tod“: Mit dem „Libera me“ schließt das Werk. Thomas Appel legt den Taktstock beiseite. Stille im Saal, dann langer Applaus für den souveränen künstlerischen Leiter, den großartigen Chor, das fantastische Orchester und die herausragenden Solisten, die mit Temperament und Gefühl dieses doch ungewöhnliche Requiem zum Erfolg führten.