Mittelbayerische Zeitung  –  26.04.2011

Kultur – 700 Zuhörer kamen in das Amberger Congress Center (ACC), um Mozart und Pergolesi zu „erleben“.

Der Amberger Oratorienchor und das Sinfonieorchester gaben am Karfreitag ein Konzert im Amberger Congress Center. Foto: hcr

Sich musikalisch auf ein hohes Kirchenfest vorzubereiten, gehört mit dem Amberger Oratorienchor und dem Amberger Sinfonieorchester, beide unter der Leitung von Thomas Appel, zu den kulturellen Höhepunkten in der Vilsstadt. Sie sind Garant für hohe musikalische Qualität, ein besonderes Musikereignis und mentale Einstimmung auf das kommende kirchliche Ereignis. So auch am Karfreitag, als der personell gewaltige Chor und das Sinfonieorchester sich in seinem Passionskonzert im Amberger Congress Centrum (ACC) dem „Stabat mater“ von Giovanni Battista Pergolesi und dem „Requiem“ von Wolfgang Amadeus Mozart widmeten.

Solistisch unterstützt wurden sie von Eleni Ioannidou (Sopran), die für die kurzfristig verhinderte Elaine Ortiz Arandes eingesprungen war, der Altistin Barbara Hölzl, dem Tenor Klaus Steppenberger und von Wolfgang Klose (Bass), der den im Programm angekündigten Thomas Dobmeier ersetzte.

Noch ganz im Sinne des Barock verweist Pergolesis Komposition bereits weit in die Klassik – eine Herausforderung, der sich der Oratorienchor und das Orchester ausgesprochen feinfühlig anzunehmen wussten. Trotz der Texte einer um den Sohn trauernden Mutter folgten Solisten und Orchester Pergolesis Intention der opernhaften Leichtigkeit, dem Charakter der geistlichen Kammermusik. Appel dirigierte Pergolesis „Stabat mater“ in einem wohl dosierten Tempo, das immer neue Spannungsbögen aufbauen konnte, verhalten pulsierte und geistliche Verklärung und Getragenheit vermied.

Dieser Vorgabe schlossen sich die Solisten mit innerer Anteilnahme an, getragen von einem Orchester, das sich wohltuend zurück nahm und so die Solopartien feinfühlig unterstützte. Wenn auch das Vibrato der Sopranistin Eleni Ioannidou in manchen Passagen etwas zu stark zum Ausdruck kam, überzeugte sie mit innerer Gespanntheit, Spiritualität und ausgewogenen musikalischen Bögen. Mit ihrem ausdrucksvollen Alt erwies sich Barbara Hölzl als ebenbürtig. Selbst lange Phrasierungen hielt sie bis zum letzten Ton in voller Spannung, überzeugte mit ihrem warmen Timbre.

Allen Spekulationen über Mozarts „Requiem“ zum Trotz hat Thomas Appel mit diesem zweiten Konzertteil einen exemplarischen Übergang gefunden und den Mythos um die Vervollständigung des berühmten kompositorischen Torsos inspirativ fortgeführt. Hier kam in besonderem Maß der Chor zum Tragen, der mit kontrollierter Wucht das „Dies irae“ und die „Rex tremendae“-Rufe in den Raum stellte.

Ihm gegenüber stand das homogene Solistenquartett, dem sich der Tenor Klaus Steppenberger und Wolfgang Klose (Bass) angeschlossen hatten.

Sie fügten sich ohne Allüren in die von Chor und Orchester vorgegebene Strenge der Aufführung ein, um den weit über 700 Zuhörern die Hoffnung auf Auferstehung in die Osterzeit mitzugeben.