Mittelbayerische Zeitung – 09.12.10

JUBILÄUM Mit Bachs Weihnachtsoratorium zeigte „einer der mitgliederstärksten Chöre weit und breit“ wieder sein ganzes Können.

Überzeugend gesungen: Der Oratorienchor begeisterte im Saal des ACC die Besucher.

VON THOMAS GÖTTINGER

AMBERG. Es war ein musikalisches „Annus Horribilis“, dieses Jahr 1970. Nicht nur, dass sich die Beatles aufgelöst haben, nein, im September starb auch noch Jimi Hendrix. Doch dann „endlich ein Lichtblick“, wie Oberbürgermeister Wolfgang Dandorfer am Samstag im ACC sagte, in Amberg gründeten 35 wackere Sängerinnen und Sänger nämlich – genau: den „Amberger Oratorienchor“.

Der kann heuer seinen 40. Geburtstag feiern. Passenderweise hat er das dann am Samstag mit den ersten drei Kantaten aus Bachs „Weihnachtsoratorium“ getan. „Es ist nicht irgendein Konzert, es ist das Konzert zum 40. Geburtstag“, sagte Franz Meier, der Vorsitzende des Chores, um zu begründen, warum vor dem Oratorium zwei kurze Ansprachen auf das Publikum zukamen. Meier wies darauf hin, dass es der Chor geschafft habe, sich 40 Jahre lang zu behaupten und mit rund 100 aktiven Sängerinnen und Sängern „einer der mitgliederstärksten Chöre weit und breit“ sei.

OB Dandorfer bezeichnete den Chor gar als einen „Glücksfall“, der „aus dem Kulturleben der Stadt nicht mehr wegzudenken ist“. Er freue sich darüber, dass sich der Chor auch mit 40 „frisch, munter und topfit“ präsentiere. Dandorfer zeigte sich darüber hinaus davon überzeugt, dass zu dem Erfolgsgeheimnis des Oratorienchores nicht zuletzt auch der hohe Anspruch gehöre, nach dem er strebe.

Wohl wahr. Dieser „hohe Anspruch“ war anschließend denn auch tatsächlich zu hören. Dem Chor gelang unter der Leitung von Thomas Appel jedenfalls so etwas wie ein kleines Hochfest subtiler Klangkultur. Sicher, man kann insbesondere die großen Chöre in Bachs Kantatensammlung scharfkantiger, akzentuierter und vor allem dramatisch aufgeladener singen. Doch verfolgte Dirigent Appel offenbar von vorne herein einen ganz anderen Ansatz.

Folglich überzeugte an diesem Abend vor allem die klangliche Eleganz, mit der da musiziert wurde. Gerade die oft unterschätzten und mitunter auch etwas vernachlässigten Choräle ließen mehr als einmal aufhorchen. Derart klar, homogen und blitzsauber in der Deklamation, durchdrungen von einer überzeugenden Leichtigkeit bei stets gegebener Transparenz, kurzum: auf diesem Niveau gesungen darf man das von einem Laienchor nicht unbedingt erwarten.

Zum Glück standen dem auch die übrigen Protagonisten in nichts nach. Das „Amberger Sinfonieorchester“ mit Prof. Norbert Düchtel am Orgelpositiv – endlich wieder einmal ein „Weihnachtsoratorium“ mit Orgelbesetzung im Continuo! – glänzte besonders mit vorzüglich disponierten Holzbläsern und einem lichten Gesamtklang.

Mit Jutta Maria Fries, Sopran, Kathrin Göring, Alt, Klaus Steppberger, Tenor, und Thomas Dobmeier, Bass, stellten sich vier sichere, routiniert agierende Solisten vor. Steppberger gelang dabei ein gefühlvoller Evangelist, während Kathrin Göring die beiden Alt-Arien nachgerade betörend gestaltete. Jutta Maria Fries gefiel mit dezent abgedunkeltem Timbre …

Kurzum: Ein zwar traditionell gehaltenes, aber wirklich gutes Konzert. Dumm nur, dass die nicht unproblematische Akustik im ACC die Freude je nach Sitzplatz erheblich trübte.