Amberger Zeitung – 06.12.10

Oratorienchor feiert seinen 40. Geburtstag mit Konzert im ACC
Weihnachtsoratorium von Johann Sebastian Bach

Amberger Oratorienchor und Sinfonieorchester lieferten im ACC ein großartiges Konzert ab. Mit Händels "Wassermusik" und dem Weihnachtsoratorium von Bach trafen sie den Geschmack des Publikums. Bild: Steinbacher

Von Marielouise Scharf

Welch ein Glück, dass es den AO, den Amberger Oratorienchor, gibt! Seit 40 Jahren beschenkt er die Stadt und die Region mit „wunderschönen musikalischen Konzerten“. So lobte OB Wolfgang Dandorfer, der für den Festakt zum Jubiläum die Schirmherrschaft übernommen hatte, Engagement und Einsatzfreude der Sänger. Mit dem anschließenden Konzert, dem Weihnachtsoratorium von Johann Sebastian Bach, erbrachten der musikalische Leiter Thomas Appel und sein Chor den Beweis, dass man nach wie vor „frisch, munter, topfit und jung“ ist.

Mit Händel’scher „Wassermusik“, gespielt vom Amberger Sinfonieorchester, wurde die Geburtstagsfeier eröffnet. Die Rede hielt der erste Vorsitzende des AO, Franz Meier. 40 Jahre habe sich der AO nun behauptet, ja er sei sogar gewachsen von anfangs 40 auf heute 100 Sänger. Kulturelle Glanzpunkte und Besonderheiten zeigte er auf, wie das „Freilichtkonzert bei strömendem Regen – Carmina Burana“ oder das „Sommersaunakonzert.“ Sein Wunsch: Es möge noch lange „wohltemperierte“ Aufführungen geben von bekannten und weniger bekannten Werken.

Mit Transparenz und Seele lieferten der AO, das gut eingespielte Amberger Sinfonieorchester und die Solisten Jutta Maria Fries (Sopran), Kathrin Göring (Alt), Klaus Steppberger (Tenor) und Thomas Dobmeier (Bass) ein unvergessliches Musikerlebnis im gut besuchten ACC am Samstagabend.

Die Gedanken, musikalischen Figuren, Assoziationen, die zur Zeit Bachs geläufig waren, kennen heute nur noch Experten. Notwendig zum Hören und zum Erleben ist dieses Wissen nicht unbedingt. Die Musik teilt sich unmittelbar mit. Sie geht unter die Haut und berührt das Herz. Der Zuhörer darf dem musikalischen Leiter vertrauen.

Thomas Appel durchdenkt wie immer alles bis ins Detail. Ganz bewusst lenkt er die Musiker des Orchesters, gibt ihnen Raum und lockt alle Fähigkeiten hervor. Ausgewogen und wie aus einem GUSS ist sein Konzept, rund, schlüssig und klug seine Interpretation. Weiche Akzente, und jubelnde Freude – der AO sorgt selbst im schnellen Tempo für einen locker federnden Klang. In den einzelnen Stimmen musiziert der Chor wundervoll homogen. Hörenswert die Wendigkeit und Transparenz, und dann wieder die festliche Dramatik.

Bis zum strahlenden Schluss der Aufführung liegt prickelnde Spannung in der Luft. Intensität und Präsenz der Solisten sind ebenfalls bemerkenswert. Souverän und erfrischend leicht modellieren sie Rezitative, beweisen sie ihre Hasse in den Arien und harmonieren mit Violine und Oboe. An diesen technischen und gestalterischen Leistungen gibt es wahrlich nichts auszusetzen.

Mit Intensität und stilsicher lassen sie das Geschehen von einst, die Stimmungen und Sehnsüchte lebendig werden. Im ersten Teil des Weihnachtsoratoriums geht es um die Zeit vor Jesu Geburt. Die Christenheit preist seine Ankunft („Jauchzet, frohlocket“). Der zweite Teil handelt von der Nachricht von Jesu Geburt an die Hirten. Ein Engel erscheint dem Hirtenvolk, das nachts auf einem Feld außerhalb Bethlehems seine Herden hütet, und berichtet von der Geburt des Erlösers. Der dritte Teil beleuchtet die Ankunft der Hirten im Stall in Bethlehem („Und sie kamen eilend“). Diese drei Kantaten des Bach’schen Weihnachtsoratoriums standen auf dem Programm.

Strahlend der Beginn mit Pauken und Trompeten, mit fulminantem Chorgesang und ausgefeilten Solopartien. Stimmungsvoll die Szenenmalerei, stilvoll die Einstimmung auf die Weihnachtszeit. Ein Weihnachtsoratorium, das angenehm leicht, durchsichtig und mit dem richtigen Gespür für Text und Musik interpretiert war.