Mittelbayerische Zeitung – 06.04.2010

Amberger Oratorienchor und Amberger Sinfonieorchester liefern im ACC eine überzeugende Aufführung ab.

Von Thomas Göttinger

Die Frage, ob Verdis Requiem nun seine beste Oper oder doch irgendwie geistliche Musik sei, lassen wir besser gleich beiseite. Der Agnostiker Verdi, der zeitlebens mit dem Katholizismus gehadert hat, wird sich schon seinen Teil dabei gedacht haben, als er für den von ihm hoch verehrten Dichter Alessandro Manzoni seine Totenmesse schrieb – es muss ja nicht gleich etwas mit dem Christentum zu tun gehabt haben. Das Requiem macht jedenfalls selbst auf den hart gesottensten Atheisten Eindruck und funktioniert im sakralen Raum ebenso wie im, sagen wir einfach mal: „Amberger Congress Centrum“.

Genau dort haben der „Amberger Oratorienchor“ und das „Amberger Sinfonieorchester“ unter der Leitung von Thomas Appel am Karfreitag eine erstaunlich gelungene Aufführung des Werkes hingelegt. Zwar hätte man sich als Zuhörer in der ersten Reihe, einem unter akustischen Gesichtspunkten wenig idealen Platz, mitunter etwas mehr Biss und Durchsetzungsvermögen des Chores gegenüber dem phasenweise furios agierenden Orchester gewünscht, doch überzeugte das Laienensemble, das dieses Jahr sein 40-Jähriges feiert, dafür ausgerechnet mit einer beeindruckenden Piano-Kultur und lieferte nicht zuletzt ein enorm klangschönes, intensiv gefühlvolles Sanctus ab.

Klar, dass bei dieser Requiem-Oper den Solisten eine besondere Rolle zukommt. Dirigent Appel hatte dazu mit Elaine Ortiz Arandes (Sopran), Barbara Hölzl (Alt), Hugo Mallet (Tenor) und Thomas Dobmeier (Bass) durchaus vier Hochkaräter engagiert, die ihre Partien sicher über die Bühne brachten. Vor allem die beiden Damen überzeugten dabei rundweg: Elaine Ortiz Arandes mit einer breiten Ausdruckspalette, die vom Lyrischen bis zum Hochdramatischen reicht, was nicht zuletzt das unvergleichliche „Libera Me“ zum packenden Erlebnis machte. Und Barbara Hölzl mit einem dunkel abgetönten, enorm ausdrucksstarken Timbre, mit dem sie ebenso gefühlvoll wie eindringlich zu agieren wusste.

Hugo Mallets wunderbarer Tenor, bronzen, samtig, überaus weich im Ansatz, fehlte es an diesem Abend in der Höhe ein wenig an Strahlkraft, während Bass Thomas Dobmeier mit kerniger, beweglicher, von warmen Timbre und großer Ausdruckskraft gekennzeichneter Stimme eine weiß Gott mehr als solide Leistung ablieferte.

Insgesamt also ein mehr als würdiges Geburtstagsgeschenk, das sich der Chor da selbst gemacht hat und welches vom Publikum im nahezu voll besetzten ACC begeistert und lang anhaltend beklatscht wurde.

Nur eine Zugabe hat es an diesem Abend nicht gegeben. Aber mal ehrlich: Eine Zugabe nach einer Totenmesse oder einer Oper – eben: Man sollte aufhören, gerade wenn es am schönsten ist.