Mittelbayerische Nachrichten – 20.07.2009

Amberger Chöre überzeugten in einer Gemeinschaftsproduktion

Prall sinnlich, mitreißender Rhythmus und vokalreiche Musikalität, so kann man das berühmte Werk von Carl Orff, die szenische Kantate „Carmina Burana“ umreißen. Diesen Attributen wurde das Konzert im Klosterhof des Malteserstifts vor rund 1000 Zuhörern in allen Punkten gerecht, das Oberbürgermeister Wolfgang Dandorfer eröffnete. Eine Meisterleistung, die angesichts des Dauerregens umso beeindruckender war.

Der Regen konnte der Kulturfachkraft der Stadt Amberg und Initiator des Konzertes, Wolfgang Dersch, nicht angelastet werden. Wohl aber die stimmige Auswahl der Musikliteratur zeitgenössischer Komponisten, die sich, so unterschiedlich sie in ihrem musikalischen Ausdruck waren, zu einem stimmigen Gesamtbild fügten. Unter dem Dirigat von Thomas Appel, dem Gesamtleiter der Aufführung, bot die Gemeinschaftproduktion der Amberger Klangkörper mit der Amberger Chorgemeinschaft, dem Amberger Oratorienchor, dem Amberger Sinfonieorchester und dem Unterstufenchor des Max-Reger-Gymnasiums unter schwierigen Bedingungen eine herausragende Leistung.

Den Auftakt des Sommerkonzerts bildeten Leonard Bernsteins „Candide-Ouvertüre und George Gershwins „Rhapsodie in Blue“ mit Jelena Lichtmann am Flügel. Die Orchesterleistung des „Vorspiels“ ließ bereits die hohe musikalische Qualität erahnen, die in den „Carmina“, den 25 mittelalterlichen Liedern aus dem Kloster Benediktbeuren, ihren Höhepunkt erreichen sollte. Die Kulisse des Aufführungsortes, der Innenhof des Malteserstifts, war wie geschaffen für das Orff-Werk.

Statt tiefsinnigen Musizierens setzten Chor und Orchester mit der ersten Note das „Glücksrad der Fortuna“ und übergreifende Spielfreude in Gang. Weitere Glanzlichter setzten die lyrisch Sopranistin aus Puerto Rico Elaine Ortiz-Arandes, der Tenor Joaquin Asiain aus Spanien und Oscar Quezada aus Chile (Bariton). Gänsehaut überlief die Zuhörer nicht nur wegen des nasskalten Wetters. Der mächtige Chor zu Ehren der Schicksalsgöttin Fortuna, der Diskant des Tenors beim Besingen des sterbenden Schwans und die klaren, gefühlsbetonten Sehnsuchtslieder von Elaine Ortiz-Arandes, äußerst sensibel untermalt vom Unterstufenchor, betonten die raffinierte Schlichtheit des Orff-Werkes. „In meinem Herzen sind viele Seufzer, weil du so schön bist“: Liebesdialoge und Trinklieder, tänzerisch leicht, mündeten am Ende in das große Finale, den mächtigen Chor zu Ehren der Schicksalsgöttin. Stehender Applaus, der wegen des Wetters leider zu kurz ausfiel, belohnte die Musiker, die unter schweren Bedingungen ihr Bestes gaben. Die zweite Aufführung am Sonntag fand ebenfalls vor ausverkauftem Haus mit knapp 1000 Zuhörern statt. (hcr)

Standing Ovations und Blumen hatten sich die Mitwirkenden nach dem verregneten Sommerkonzert der Amberger Klngkörper redlich verdient. Im Mittelpunkt: "Carmina Burana" von Carl Orff (Fotos: C. Röttenbacher)