Amberger Zeitung – 20.07.2009

Carmina Burana im Malteser-Innenhof begeistern ca. 2000 Zuhörer bei zwei Aufführungen
Thomas Appel souverän

Mit jeweils ca. 100 Zuhörern waren die beiden Aufführungen im Malteser-Innehof schon seit Wochen ausverkauft. Amberger Chorgemeinschaft und Amberger Oratorienchor bildten bei Orffs Carmina Burana einen grandiosen "Überchor"

von Hans Eisenberg

Der Innenhof des Maltesergebäudes ist zwar noch nicht ganz fertig renoviert, hat aber dieses Wochenende schon die höheren Weihen als weiterer Veranstaltungsort in der Amberger Innenstadt erhalten.

Jeweils mehr als 800 Zuhörer konnten am Samstag und Sonntag zwei Großwerke der Musik des 20. Jahrhunderts genießen. Zum einen George Gershwins jazzorientierte „Rhapsody in Blue“, zum andern Carl Orffs „Carmina Burana“, die sich an der Musik des Mittelalters, namentlich an der Sammlung von Liedern aus dem Kloster Benediktbeuren orientiert.

Gespür für Rhythmus

Den Pianopart bei Gershwins Rhapsodie übernahm die Wahl-Ambergerin Jelena Lichtmann. Sie zeigte dabei ein hochsensibles Gespür für Rhythmus und Tempo. Humoristische Ragtime-Anklänge des Klaviers kontrastierten mit dem wuchtigen, bläserdominierten Orchesterpart, bei dem das Amberger Sinfonie-Orchester sich als homogener Klangkörper zeigte, der den schwierigsten Tücken der Partitur gewachsen war.

George Gershwins jazzorientierte "Rhapsodie in Blue" mit Jelena Lichtmann am Piano und dem Amberger Sinfonie-Orchester war ein guter Türöffner für die Carmina Burana

Nach einer kurzen Umbaupause ging es mit Carl Orffs wohl populärstem Werk, den „Carmina Burana“ weiter. Der Komponist hatte diese Liedersammlung als sein „Opus 1“ bezeichnet und alle seine früheren Werke als nichtig verworfen. Wer einmal dieses riesenhafte Chorwerk in einer – guten – Live-Aufführung miterlebt hat, kann die Begeisterung seines Schöpfers nachvollziehen.

Mathematische Ungleichung

So erging es auch den Zuhörern im Malteser-Innenhof. Denn es hatten sich hervorragende Klangkörper zusammengefunden, um dieses den Rahmen sprengende Stück Musikgeschichte darzubringen. Dass eins und eins nicht gleich zwei bedeuten muss, sondern durchaus auch wieder eins ergeben kann, lässt sich zwar mathematisch nicht so ganz beweisen, aber in der Musik ist nichts unmöglich. Denn zusammen bildeten die Amberger Chorgemeinschaft und der Amberger Oratorienchor einen neuen, grandiosen „Überchor“, würdig der größten Anforderungen. Unterstützt wurden die Sängerinnen und Sänger darüber hinaus vom Unterstufenchor des musischen Max-Reger-Gymnasiums, der seinen Part zusammen mit Wolfgang Herrneder einstudiert hatte.

Die Solisten-Riege konnte sich sehen – oder natürlich besser hören – lassen. Allen voran die gebürtige Puerto-Ricanerin Elaine Ortiz-Arandes. Bei dieser hervorragenden Sopranistin klang das „Dulcissimo“ wahrhaft dulcissimo. Ihre männlichen Kollegen, der Bariton Oscar Quezada aus Chile und der spanische Tenor Joaquin Asiain, der seinem „sterbenden Schwan“ mit vollem Körpereinsatz die humoristisch-tragische Komponente verlieh, die diesem „Carmen“ angemessen war, standen ihr gleichwertig an der Seite.

Ein würdiger Einstand

Es gebührt Thomas Appel, der die Gesamtleitung innehatte, größtes Lob dafür, die vielen verschiedenen Beteiligten souverän zu führen und vor allem, jeden Einzelnen zur Höchstleistung zu motivieren.

Die Chöre, das Orchester, die Solisten und der Dirigent haben dazu beigetragen, dass der Malteser-Innenhof einen würdigen Einstand unter den Amberger Event-Plätzen bekommen hat. Hoffen wir, dass sich das Rad der Fortuna weiter dreht und wir noch viele schöne Konzerte – oder auch Theateraufführungen? – an dieser Stelle erleben können.

Bilder: Unger