Amberger Zeitung – 25.11.2008

Amberger Oratorienchor und Sinfonieorchester beeindrucken mit besinnlichen Werken von Haydn und Bach

Der Amberger Oratorienchor und das Sinfonieorchester boten Klassikgenuss im ACC.

Von Andrea Prölß 

Amberg. Wer Ende November ein Konzert plant, muss sich zwischen adventlicher Vorfreude und Endlichkeit mahnender Requiemstimmung entscheiden. Oder man vereint beides. Wie Thomas Appel, Leiter des Amberger Oratorienchors und des Amberger Sinfonieorchesters, der für Sonntagabend zwei Werke aufs Programm setzte, die beiden Aspekten gerecht wurden und den zahlreich erschienenen Zuhörer in jedem Fall zwei wertvolle Stunden kontemplativer Einkehr im ACC bescherte.

Ankunft des Herrn 

Vorfreude auf die Ankunft des Herrn verströmt die Bach-Kantate „Wachet auf, ruft uns die Stimme“ (BWV 140). Eine Choralkantate, welche die Verbindung von Jesus und der menschlichem Seele als die zweier ungeduldig aufeinander wartenden Liebenden verbildlicht. So stehen im Mittelpunkt die leidenschaftlichen Duette zwischen Braut und Bräutigam – von Sopranistin Jutta Fries und Bassist Thomas Dobmeier mit der gebotenen Emphase illustriert.

Nicht störende, sondern harmonisch ummalend wirkten die Instrumentalsolisten des Amberger Sinfonieorchesters. Wunderschön das Oboen-Solo beim Duett „Mein Freund ist mein“. Klaus Steppberger kommentierte mit schlanker, deutlich deklamierender Tenorstimme nicht nur vorbildhaft das Geschehen, sondern hinterließ auch mit seinem Solo-Part „Zion hört“ einen guten Eindruck. Dialoge und Rezitative umrahmte der aufmerksame und von Thomas Appel gut vorbereitete Chor eindrucksvoll mit den von Bach breit angelegten Choralstrophen.

Gemahnende, endzeitliche Stimmung verbreitete nach der Pause Haydns „Nelson Messe“. Das liegt nicht nur an der Requiem-Tonart d- Moll, welche das einleitende Kyrie dominiert, nicht nur an den drohenden Trompetensignalen zu Beginn. Hinzu kommt, dass Haydn selbst das Werk „Missa in angustiis“, also als „in Bedrängnis entstanden“ titulierte. Über diese Bezeichnung darf spekuliert werden. Sicher ist, dass hier Chor und Orchester, aber auch das Solisten-Quartett (erweitert durch Altistin Kathrin Göring) sich von ihrer besten Seite zeigten. Sehr präsent war der klanglich ausgewogene Laien- Chor, den Thomas Appel mit schwungvollem Dirigat sicher durch das anspruchsvolle Werk führte.

Aufblühende Altstimme 

Jutta Fries ließ im Kyrie ihre dramatischen Sopran-Koloraturen über Orchester und Chor kraftvoll sich entfalten, Kathrin Göring bezauberte im Agnus Dei mit warmer, in Höhen wunderschön aufblühender Altstimme. Dazwischen Haydns musikalisches Pendeln zwischen Freud und Leid. Zwischen überirdischer Schönheit („Et incarnatus“), freudiger Erwartung („Et resurrexit“) und immer wieder mahnender Eindringlichkeit („Benedictus“).

Manchmal störend waren die langen Pausen zwischen den einzelnen Sätzen. Von Chor und Orchester gut gemeistert: die mächtige und reich instrumentierte „Dona nobis“-Fuge (bis zum Schluss höhensicher: die Sopranstimmen), welche das Werk eindrucksvoll beendete. Lang anhaltender, wohl verdienter Applaus.