Amberger Zeitung – 21.07.2021

Es sollte das Konzert zur Kulturpreisverleihung der Stadt werden; eine Feierlichkeit zu einem halben Jahrhundert Amberger Oratorienchor – allerdings im vergangenen Jahr. Jetzt konnte das Jubiläum nachgeholt werden.

Sopranistin Melinda Parsons singt Händels "Alles jauchzt, alles lacht" mit prüfendem Blick des Dirigenten Thomas Appel, der seit 25 Jahren das musikalische Ensemble leitet. Bild: Dagmar Williamson

Von den rund 70 Mitgliedern des Oratorienchors standen bei der nachgeholten Verleihung des Amberger Kulturpreises nur 26 auf der Bühne des ACC. Aufgrund der beschränkten Sitzplätze wurden auch zwei Konzerte ohne Pause angeboten. Auflagen zur gesundheitlichen Sicherheit sorgten für nachfühlbaren Verdruss. Diesen verdrängten aber dann mit Leichtigkeit drei weibliche Sterne der klassischen Musikszene: Sopranistin Melinda Parsons, Altstimme Katharina Heiligtag und Pianistin Johanna Hennig.

Die in Sydney geborene Melinda Parsons lebt bereits seit vielen Jahren in Berlin. Sie ist unter anderem Preisträgerin des „Mietta Song Recital Award“ und „Joan Sutherland Society of Sydney Award“. Weit gereist zwischen den Opernhäusern Zürich und Graz und den Konzertsälen der Pariser Philharmonie und der Takemitsu Memorial Hall, ist Parsons als einzige Australierin Mitglied im Berliner Rundfunkchor und auch Lehrbeauftragte im Staats- und Domchor Berlin. Sie sang im Amberger Kongresszentrum nicht nur die Soloarien im Vivaldi, sondern auch noch die berühmte Händel-Arie „Meine Seele hört im Sehen“. Katharina Heiligtag trat mehrmals mit dem Amberger Oratorienchor auf und interpretierte die Soloarie „Laudamus te“ von Johann Sebastian Bach gemeinsam mit dem Streicherensemble des Amberger Sinfonieorchesters. Pianistin Johanna Marie Hennig bereicherte das Konzert mit den Solowerken „Prelude“ aus der Hollberg-Suite von Edvard Grieg und „Allegretto“ von Ludwig van Beethoven. Höhepunkt war allerdings Vivaldis „Gloria“, das als bedeutendste geistliche Werk des Barockmeisters gilt.

In seiner Dankesrede versuchte der Vorsitzende des Amberger Oratorienchors, Wolfgang Streich, positiv zu bleiben. Die Verleihung des Kulturpreises sehen die Sängerinnen und Sänger als Dank. Er motiviere, über die Stadtmauer hinaus, gar über die Grenzen des Landkreises, als musikalische Botschafter, Amberg einen Namen zu machen. Üben konnte der Chor nur durch die Räumlichkeiten der „Klangwerkstatt“, die von Franz Badura zur Verfügung gestellt wurden und durch Einsatz der Chorrepetitoren, die Einzelproben vornahmen. Streich versteht das Wort „Kultur“ in sehr weitem Sinne: Als Netz von Mühen, Erwartungen, Zielen und Verhaltensnormen, die eine humane Gesellschaft vereinen und Zukunftsentscheidungen prägen würden. Singen sei die Art der Seele dem Inneren Ausdruck zu verleihen. „Wer in einem Chor singt, stimmt ein in die Gemeinschaft.“ Besonderer Dank galt Dirigenten Thomas Appel, der jetzt seit 25 Jahren das musikalische Ensemble leitet.

Minimalistische Besetzung - grandiose Glanzleistung als Kulturpreisträger der Stadt: Der Amberger Oratorienchor wurde am 14. April 1970 gegründet und feierte im vergangenen Jahr ein halbes Jahrhundert als musikalische Kulturbotschafter. Bild: Dagmar Williamson