Amberger Oratorienchor und Amberger Sinfonieorchester auf musikalischer Entdeckungsreise

Amberger Zeitung – 04.04.2018

An Karfreitag sind viele Genüsse tabu. Die Konzerte des Amberger Oratorienchors unterliegen dieser Askese nicht und so serviert Chorleiter und Dirigent Thomas Appel zum opulenten Mozart-Requiem auch eine spannende Wiederentdeckung: E.T.A. Hoffmanns Miserere. Bild: Stephan Huber

Das Karfreitagskonzert des Oratorienchors bringt zwei unterschiedliche Werke zusammen, die jedoch bei genauerer Betrachtung auch eine gewisse Verwandtschaft aufweisen – das Requiem von Wolfgang Amadeus Mozart und das Miserere von E.T.A. Hoffmann.

Von Johann Frischholz

Amberg. Hoffmann, den meisten Kulturfreunden eher als Dichter denn als Komponist bekannt, war ein so großer Verehrer des Salzburger Genies, dass er seinen dritten Vornamen Wilhelm selbst durch Amadeus ersetzte. Und so hatte das Publikum im Kongresszentrum die seltene Gelegenheit, auch einmal ein musikalisches Werk des romantischen Schriftstellers zu hören. Obwohl längst nicht so kunstvoll angelegt wie das legendenumwobene Mozart-Requiem, zeigte das Miserere durchaus Melodien von schlichter Schönheit, die unter der Leitung von Thomas Appel durchaus die Seele der Zuhörer zu berühren verstand. Und schon in der Einleitung, die sich aus mystischen Tiefen herauf wand, war zu erkennen, dass es sich bei der Auswahl des Miserere nicht um eine Verlegenheitslösung handelte, sondern dass es bewusst als Gegenpol zum Requiem gewählt war.

Hier muss man dem Oratorienchor und seinen Verantwortlichen höchste Anerkennung aussprechen, dass sie nicht nur das gängige Repertoire bedienen, sondern auch einmal ausgefallene Werke zur Aufführung bringen, die neben ihrer Schönheit auch von historischem Wert sind.

Es war dem Chor auch diesmal gelungen vier herausragende Solisten zu verpflichten. Die Qualität und das Niveau der Darbietung von Maria Buchwieser (Sopran), Thomas Dobmeier (Bass), Philipp Fischer (Tenor) und Katharina Heiligtag (Alt) ließ nichts zu wünschen übrig. Zurückhaltend in den Ensembles, und dadurch ein hohes Maß an Harmonie erreichend, zeigten sich die Vortragenden in ihren Soloparts von ihrer besten Seite. Mit angenehmen, raumfüllenden Stimmen gaben sie dem Miserere und natürlich auch dem Requiem ihr eigenes Gepräge.

Einfühlsam ließen sie sich auf den jeweiligen Charakter der Werke ein und ergänzten mit ihren Stimmen die manchmal recht gewaltigen Klangmauern die der Chor errichtete. Dieser wuchs an seiner Aufgabe und zeigte sich von Beginn an den Anforderungen der beiden Werke gewachsen. Er schien zu einem einzigen Organismus mit gleicher Atemfrequenz und einer gemeinsamen, großartigen Stimme zu mutieren.

Mozarts Requiem, unter mysteriösen Umständen entstanden, hat auch heute noch eine unvergleichliche Kraft, die die Hörer in ihren Bann zieht. Und wenn dann noch ein außerordentlich gut aufgelegter Chor und ein Orchester, das die Feinheiten der Komposition ebenso meistert wie die groß angelegten Tutti der Partitur, steht einem vollendeten Kunstgenuss nichts mehr im Wege.

Die Instrumentalisten und Vokalisten, die sich gerne von Maestro Thomas Appel den Takt vorgeben ließen, präzise seinen Anweisungen gehorchten und ein tiefes Gespür für die Würde der Werke entwickelten, ließen dieses Karfreitagskonzert zu einem musikalischen Ereignis werden, das noch lange nachwirkt.