Amberger Oratorienchor und das Amberger Sinfonieorchester spielen Weihnachtsoratorium von J. S. Bach
Letztlich soll das Weihnachtsoratorium doch ein Stück Verkündigung sein: Das vermag der Konzertabend mit dem Amberger Oratorienchor und dem Amberger Sinfonieorchester unter Leitung von Thomas Appel auf die allerbeste Weise zu vermitteln. Die Musik strahlt Wärme, Leben und Freude aus und beeindruckte tief. Bild: Hartl

Amberger Zeitung vom 06.12.2017

von Marielouise Scharf

Pünktlich zum ersten Advent fällt Schnee vom Himmel und Johann Sebastian Bachs Klassiker erfährt zum wiederholten Mal seine Aufführung. Für viele gehört das Weihnachtsoratorium ebenso zum Christfest wie Lebkuchen und Glühwein.

Poppenricht. Gar nicht so leicht, sich immer wieder von neuem mit dem Weihnachtsoratorium von Johann Sebastian Bach musikalisch auseinanderzusetzen und ihm eine lebendige Note zu geben. Dieser Aufgabe stellen sich am Sonntagabend der Amberger Oratorienchor und das Amberger Sinfonieorchester (Konzertmeister Prof. Reto Kuppel) unter der Leitung von Thomas Appel. Das Ergebnis war absolut hörenswert! Mit Jutta Fries (Sopran), Katharina Heiligtag (Alt), Victor Schiering (Tenor) und Thomas Dobmeier (Bass) sind die Solopartien ebenfalls bestens besetzt.

Lebendige Musik

„Jauchzet, frohlocket!“, hallt es nach Beendigung des festlichen Glockengeläuts durch die sehr gut besetzte Poppenrichter Pfarrkirche. Pauken und Bläser unterstreichen den Jubel: „Rühmet, was heute der Höchste getan!“ Modern und eher kühl das Ambiente, voller Inbrunst und Frömmigkeit dagegen die Komposition. Für Bach hatte das Oratorium eine unauflösliche Doppelfunktion als Bericht und Bekenntnis.

Es sollte zum einen die biblische Geschichte von der Geburt Jesu erzählen, zum anderen aber auch Herz und Gemüt des Hörers bewegen. Wirken die Texte heute schon ziemlich verstaubt, so hat die Musik absolut nichts von ihrer Größe und Zartheit eingebüßt.

Appel weiß seine Musiker geschickt zu leiten. Er wählt langsame Tempi und ein weiches, volles Klangbild. Er zelebriert ein Oratorium mit warmem, sinnlichen Chorklang. Der Chorleiter lässt große Emotionen aufleuchten und setzt auf prachtvolle Perfektion. Der Chor, mit etwa 70 Sängern, erklingt breit und präzise. Die Choräle sind musikalisch einfühlsam interpretiert und mit Inbrunst moduliert. Feierlich, mit ausgewogenen, gut geschulten Stimmen gefällt der Chor wirklich gut.

Hervorragende Solisten

Die Amberger Sinfoniker begleiten mit großem philharmonischen Gepränge. Die Bachtrompeten trumpfen mit festlichem Klang auf und Streicher wie Bläser überzeugen. Besonders bei der Sinfonia, zu Beginn der zweiten Kantate, gefällt die Weichheit der Interpretation.

Als stilsicherer Evangelist behauptet sich Victor Schiering. Sein etwas nervöses Timbre passt zum Charakter des Erzählers ganz gut. Auch Jutta Fries gefällt ausgezeichnet mit ihrer zarten beweglichen Stimme, mit schöner Höhe und passend eingesetztem Vibrato. Wunderbar weich mit angenehm dunklem Timbre und feinen Nuancen singt Katharina Heiligtag. Ihre Alt-Arie „schließe mein Herze“ gestaltet sie unglaublich innig. Thomas Dobmeier bringt seine große Arie in der ersten Kantate mit lyrischen Qualitäten und straffer Stimmführung.

Alle Beteiligten schaffen es bravourös, trotz des außerordentlichen Schwierigkeitsgrades dieses Werkes, einen harmonisch geglückten Konzertabend zu gestalten. Sie rollen drinnen einen wunderschönen, weihnachtlichen Klangteppich aus, während sich draußen der weiße Schneeteppich immer mehr ausbreitet.