Amberger Zeitung  –  10.12.2014

Amberger Oratorienchor und Sinfonieorchester bescheren einen wundervollen Konzertabend mit Bachs Weihnachtsoratorium

Das Weihnachtsoratorium des musikalischen Genies Johann Sebastian Bach ist ja nicht nur Musik, es ist auch und besonders Verkündigung. Natürlich kann, soll und darf jeder musikalische Leiter dem Werk seinen ganz individuellen Interpretationsstempel aufdrücken. Das macht jede Aufführung einzigartig, spannend und zu einer großen Herausforderung. Thomas Appel nimmt sie an.

Wundervoller Abend

Gemeinsam mit dem Amberger Oratorienchor, dem Amberger Sinfonieorchester mit Konzertmeisterin Brigitte Gerlinghaus und den Solisten Saskia Steinfeld (Sopran), Charlotte Quadt (Alt), Klaus Steppberger (Tenor) und Thomas Dobmeier (Bass) beschert er dem Publikum im gut besuchten Amberger ACC am Sonntag einen wundervollen Konzertabend mit den Kantaten 1, 4, 5 und 6.

Eine runde Sache ist diese Aufführung. Der Spannungsbogen hält die ganze Zeit. Chor und Orchester harmonieren gut. Die Feinabstimmung klappt bei den Bläsern nicht immer perfekt, doch die Musikalität und die Spielfreude machen solche kleinen Schönheitsfehler durchaus wett. Besonders die konzertant hervortretenden Soloviolinen, Flöte und Oboe gefallen sehr. Perfekt geschult und bestens trainiert präsentieren sich die Sänger des Oratorienchors. Ohne große Gesten ihres Leiters setzen sie auch in den kompliziertesten Abschnitten punktgenau ein. Die Stimmen klingen voll und warm. Die freudig beschwingten Abschnitte kommen temperamentvoll daher, wie gleich der Eingangschor. Doch auch bei zurückgenommenem Tempo oder bei Momenten der Anbetung und Ergriffenheit überzeugen die Sänger mit feinen, leise schwingenden Stimmen. Der Chor präsentiert sich wundervoll homogen. Hörenswert die Wendigkeit und Transparenz des beachtlichen Klangkörpers. Bis zum strahlenden Schluss der Aufführung liegt Ergriffenheit in der Luft. Intensität und Präsenz sind bemerkenswert.

Präsenter Sopran

In festlich-feierliche Stimmung versetzen auch die Solisten: Saskia Steinfeld verzaubert mit ihrem hellen, leicht beweglichen und doch überaus präsenten Sopran. Charlotte Quadt besticht mit ihrer jungen, frischen Altstimme. Klaus Steppberger folgt in der Evangelistenrolle in Tempo und Artikulation flexibel den Wendungen des Texts und meistert mit locker geführter Tenorstimme auch große Höhen. Mit tiefem, klangvollem Ton übernimmt Thomas Dobmeier sehr überzeugend die Basspassagen, die etwas von göttlicher Herrschaft und menschlicher Niedrigkeit spüren lassen.

An diesem Abend kann man neben dem stimmgewaltigen Chor und engagierten Musikern auch einen sehr flexiblen, jugendlichen Thomas Appel am Dirigentenpult erleben, der durch seine einfühlsame Interpretation zu begeistern weiß. Ihm gelingt der nicht leichte Spagat zwischen der Brillanz der Musik, dem Strahlen der Weihnachtsbotschaft und der Würde der alten Texte. Mehr kann man von einem gelungenen Konzertabend nicht erwarten. Man kann sich nur mehr davon wünschen