Normalerweise gehören zu einer Kulturpreis-Verleihung ein Fest und ein Gala-Auftritt, bei dem der Preisträger zeigen kann, warum er ausgezeichnet wird. Auf ein Konzert muss der Oratorienchor vorerst verzichten, auf seinen Titel aber nicht.

Amberger Zeitung – 04.01.2021

Den Kulturpreis gab’s im kleinen Kreis (von links): Kulturamtsleiter Reiner Volkert, Wolfgang Streich (Vorsitzender des Oratorienchors), Oberbürgermeister Michael Cerny, Chorleiter Thomas Appel und Kulturreferent Fabian Kern.
Bild: Susanne Schwab, Stadt Amberg/exb

So ganz anders gestaltete sich die Preisverleihung des Amberger Kulturpreises in diesem Jahr, bei dem neben Oberbürgermeister Michael Cerny sowohl der neue Kulturpreisträger als auch die Stadt Amberg lediglich mit jeweils zwei Personen vertreten waren.

Im Einzelnen waren dies laut einer Pressemitteilung der Vorsitzende des Amberger Oratorienchors, Wolfgang Streich, und Chorleiter Thomas Appel, die aus der Hand des Oberbürgermeisters die Urkunde und den Preis – eine Glasfigur nach der Vorlage des renommierten Künstlers Otmar Alt – im Kleinen Rathaussaal entgegennahmen. Außerdem gratulierten Kulturreferent Fabian Kern und Kulturamtsleiter Reiner Volkert zu dieser Auszeichnung, für die der rund 70 Mitglieder umfassende Chor den Zuschlag erhalten hatte. Dass es bei dieser kleinen Feierstunde mit überschaubarer Gästezahl aber ganz sicher nicht bleiben wird, machte OB Michael Cerny gleich zu Beginn der Preisübergabe deutlich: „Wir werden das Konzert nachholen und dann wird es auch eine offizielle Laudatio vor großem Publikum geben.“ Dennoch reihe sich der Chor mit dieser Übergabe bereits jetzt offiziell in die Schar der Amberger Kulturpreisträger ein.

Weit über Amberg hinaus

„Hätte ein Konzert stattfinden können, dann wäre deutlich geworden, dass sich der Klangkörper diese Auszeichnung mehr als verdient hat“, betonte Cerny. Drei Dinge machten das Besondere des Oratorienchors aus: „Die hochkarätigen Aufführungen, die zum Teil aus seltenen Stücken bestehende exquisite Stückauswahl sowie das Hinaustragen unserer Kultur weit über die Grenzen hinaus, vor allem auch in unsere Partnerstädte.“ Um die Preisverleihung würdig zu begehen, hatte es nach Informationen von OB Michael Cerny nach der Entscheidung für den Oratorienchor zunächst große Pläne und danach zwei „Rettungsversuche“ für eine Veranstaltung gegeben. „Doch es hat nicht sollen sein“, bedauert der Oberbürgermeister.

„Die Kultur geht weiter!“

Auch Kulturreferent Fabian Kern ging auf die Verdienste des neuen Kulturpreisträgers ein und strich das ehrenamtliche Engagement, die hohe Akzeptanz in der Bevölkerung und das Wagnis, auch Modernes und Unbekanntes zur Aufführung zu bringen, als besondere Merkmale heraus. Kern war bei dieser Gelegenheit jedoch noch eine weitere Botschaft wichtig: „Die Kultur geht weiter! Es gibt sie noch, auch wenn sie augenblicklich nicht sichtbar ist.“ Er goss damit Wasser auf die Mühlen von Wolfgang Streich und Thomas Appel, die sich unglücklich über die Tatsache zeigten, dass aufgrund der Coronapandemie 2020 kein einziges Konzert des Oratorienchors hatte stattfinden können. 

An Streich lag es auch, sich abschließend für diese hohe Auszeichnung der Stadt Amberg zu bedanken. „Es ist für unseren Oratorienchor eine große Freude und wunderbare Ehre, von der Stadt Amberg mit dem Kulturpreis der Stadt Amberg ausgezeichnet zu werden.“ Sowohl die Sängerinnen und Sänger als auch Dirigent Thomas Appel würden den Preis als Dank und Anerkennung für ihre Arbeit der vergangenen Jahre betrachten. Streich: „Für unseren Chor ist das Singen wichtig. Singen ist eine Art, der Seele und dem Inneren Ausdruck zu verleihen, und es ist eine Sache, die jedem Menschen gegeben ist.“

Doppeltes Jubiläum

Der Vorsitzende schlug den Bogen zum doppelten Jubiläumsjahr des Klangkörpers, der seit 50 Jahren besteht und seit 25 Jahren von Thomas Appel geleitet wird. In diesen fünf Jahrzehnten habe der Chor einen wichtigen Beitrag zur Amberger Musikkultur geleistet, sagte Wolfgang Streich. Insofern sei die Zuerkennung des Kulturpreises gerade in diesem Jahr für den Amberger Oratorienchor ein ganz besonderes und bedeutendes Ereignis.