Amberger Oratorienchor in St. Konrad

Das "Requiem, op. 48" von Gabriel Fauré ist eine Komposition für den vier- bis sechsstimmigen Chor. Harmonisch mischen sich die solistischen wie chorischen Stimmen mit der volltönenden Orgel zu einem Tableau von hohem ästhetischen Reiz. Ein gänzlich gelungener Konzertabend mit dem engagierten Oratorienchor unter Leitung von Thomas Appel. Bild: Hartl

Amberger Zeitung – 22.11.2016

von Marielouise Scharf

Ohne Frage ist der Amberger Oratorienchor Garant für anspruchsvolle Konzerte. Chorleiter Thomas Appel steht – im besten Sinne – für ungewöhnliche Musikerlebnisse, gut gewählte Solisten und ein stimmiges Programm.

Schon der Auftakt des Konzerts am Totensonntag in der Kirche St. Konrad in Ammersricht mit der „Cantique de Jean Racine, op.11“ von Gabriel Fauré hat mit schlichter Melodie, aber volltönendem Chorklang verzaubert. In die erhabene Stille grätscht Norbert Düchtl mit Cesar Francks „Choral in a-Moll“. Auf der mächtigen Sandtner-Orgel lotet er die französisch inspirierten Klangmöglichkeiten aus. Er phrasiert und artikuliert stilgerecht. Technisch beherrscht er das wohl bekannteste Orgelwerk César Francks und eines der meistgespielten Orgelwerke des 19. Jahrhunderts perfekt. Darüber hinaus berührt sein Spiel emotional sehr. Das Ende ist unvergleichlich, es wirkt lapidar, aufwühlend und spannend zugleich.

Leicht und tröstlich

Wieder baut sich der beachtlich große, ganz in Schwarz gekleidete Chor vor dem wuchtigen Orgelpanorama auf. Faurés „Requiem, op. 48“ (Fassung von 1900), eine Komposition voll melodiöser Einfälle, steht im Mittelpunkt des Abends. Es zeichnet sich durch seinen leichten, tröstlichen und wunderschön erhebenden Klang aus. Keine schwerblütige Traurigkeit oder Drohungen mit einem jüngsten Gericht werden skizziert, sondern leuchtende Aussichten auf das Paradies. Düchtl begleitet das Chorwerk auf der Orgel. Als Solisten singen Katharina Heiligtag (Mezzosopran) in Vertretung der erkrankten Sopranistin Saskia Steinfeld, und Thomas Dobmeier (Bass).

Im „Pie Jesu“, der eindringlichen Bitte um Frieden für die menschlichen Seelen, erstrahlt die anmutige und bezaubernde Stimme von Heiligtag. Ihr natürlicher Gesang berührt die Seele und vermittelt einen Eindruck von zeitlos vibrierender Schönheit, dass man sich beinahe schon in der Ewigkeit wähnt. Kontrolliert setzt Dobmeier sein Stimmpotenzial ein, um einzelnen Wörtern Nachdruck zu verleihen, und Faurés spirituelle Musik umzusetzen. Appel dirigiert souverän und leichtfüßig. Er malt weiche Farben der Betroffenheit, Trauer, Melancholie und Hoffnung, bringt den Chor zum Schweben und Schwingen und vermittelt interpretatorischen Tiefgang.

Französische Eleganz

Ein Auftritt voll Esprit. Ein Klang mit gewinnender Leichtigkeit und französischer Eleganz. Der Komponist teilt den Chor in bis zu sechs Stimmen, aber setzt häufig unisono ein, was der Oratorienchor sensibel umsetzt. In vielen Passagen gleiten Moll-Klänge in stimmungsvolle Dur-Akkorde und lassen tröstend das Himmelreich erahnen. Nicht nur im letzten Satz des Requiems wähnt sich das Publikum bei diesem engelhaften Gesang „In Paradisum“. Für dieses himmlische Hörerlebnis gibt es ausgiebigen Applaus. Die Künstler belohnen den mit einer Zugabe.