Amberger Sinfonieorchester- Silvesterkonzert im ACC

Das exzellente und packende Silvesterkonzert mit den Amberger Sinfonikern im Stadttheater war wieder ein ganz besonderes Erlebnis: Die Atmosphäre im feierlichen Ambiente, die motivierte Kapelle und natürlich der großartige Solist Radoslaw Szarek setzten Glanzlichter. Bild: Hartl

Amberger Zeitung am 01.01.2017

Es muss nicht immer Beethoven sein, aber der Radetzkymarsch darf nicht fehlen: Das Silvesterkonzert des Amberger Sinfonieorchesters unter der Leitung von Thomas Appel gehört zum Ritual des Jahreswechsels. Schon längst zählt es zu den absoluten Glanzpunkten im Kulturkalender der Stadt.

Auch diesmal lassen der musikalische Leiter und sein Orchester das Jahr mit einem abwechslungsreichen und anspruchsvollen Programm im ausverkauften Amberger Stadttheater schwungvoll ausklingen. Appel wäre nicht Appel, wenn er nicht echte Klassikknaller mit spannenden Musikraritäten mixen würde. Als eine Rarität darf das Concerto No 2 für Marimba und Orchester von Ney Rosauro gesehen werden. Die Komposition entstand vor gerade einmal 15 Jahren. Brasilianische Motive und Jazz-Elemente werden im gesamten Stück verwendet, das starke rhythmische Muster und eingängige Melodien enthält. Vom Orchester wie vom Solisten fordert das höchste Konzentration und Leidenschaft.

 

Himmlische Höhen

Der in Polen geborene Radoslaw Szarek liefert mit großer Leichtigkeit. Auf seinem Instrument entführt er das fasziniert lauschende Publikum in eine ungewöhnliche Klangwelt. Er lockt mit weichen, warmen Tönen, verwandelt diese scheinbar ohne Übergang in harte und dichte Tonfolgen, lenkt in himmlische Höhen und findet zurück zu geerdeten Regionen. Sein Spiel weckt Gefühle und regt die Fantasie an, die durch die programmatischen Titel der einzelnen Sätze wie „water running in high mountain“ oder „walking on clouds“ noch unterstützt wird.

Sein atemberaubender, virtuoser Umgang mit den vier Schlegeln beeindruckt von Anfang an. Er führt mit der Marimba, bestimmt die solistischen Höhepunkte und harmoniert perfekt mit der orchestralen Begleitung. Sein Spiel besticht mit feinsten dynamischen Schattierungen, einem riesigen Spektrum an Farben und ausgeprägtem Klangempfinden. Mit spielerischer Leichtigkeit und geradezu artistischer Virtuosität legt er noch eine Zugabe drauf.

Ins Konzert startet Appel mit der bekannten Rhapsodie für Orchester von Emmanuel Chabrier: „Espana. Weniger im Klassikmainstream ist die Ouvertüre zu „Das Bronzepferd“ von Daniel F. E. Auber zu finden. Mehr im oberen Bereich der Hitliste sind dagegen angesiedelt: Otto Nicolai (Ouvertüre: Die lustigen Weiber von Windsor) und, an Silvester ganz unverzichtbar: Johann Strauss jun. mit dem Kaiserwalzer.

Engagiertes Spiel

Das Amberger Sinfonieorchester mit Konzertmeisterin Valerie Rubin spielte sehr engagiert und mit transparentem Klangbild. Die Musiker liefern porentief präzisen und schimmernd bewegten Tuttiklang. Mit Raffinesse werden die unterschiedlichsten Kompositionen ausgelotet und jede Nummer mit feinem Konturstrich gezeichnet.

Als Zugabe legt Maestro Appel mit seinem Orchester noch einen musikalischen Scherz (Strauß Sohn) drauf und beim abschließend Radetzkymarsch (Strauss Vater) dirigiert er sogar das Publikum, damit die Lautstärke beim Mitklatschen auch stimmte. Orchester und Dirigent demonstrierten Nähe zueinander und liefern ein umjubeltes Konzert.